Weihnachtsbauhütte 07. – 09. 12.2018
Genuss pur! – so lässt sich dieses Wochenende überschreiben.
Die Weihnachtsbauhütte der letzten Jahre waren prall angefüllt mit
harter Arbeit und daraus resultierenden müden Abenden. Ein Blick in die
jüngere Historie des Hofes zeigt aber, dass die letzte Veranstaltung des
Jahres gewissermaßen eine Belohnung für die Hofgemeinschaft war. Ergo
wurde an diesem Wochenende traditionell gefeiert – sich selbst, die
gemeisterten Aufgaben, der Abschluss des Jahres an sich. Nach
hartnäckigem Insistieren (auch des Autors) sollte diese Tradition wieder
aufleben – mit Erfolg!
Schon am Freitag Abend ließ sich das
deutlich ablesen. Die Küche als zentraler Versammlungspunkt war gut
gefüllt. Nach kurzem Kriegsrat und der Besinnung auf die hedonistische
Ausrichtung des Wochenendes wurde das Ansinnen der Selbstversorgung
kurzerhand verworfen, und man begab sich zum Italiener des Nachbarortes.
Dort labten wir uns an den mediterranen Genüssen, die Küche und Keller
zu bieten hatten. Zurück auf dem Hof, verbrachten wir bei zunehmendem
personellen Zulauf einen gemütlichen Abend bei guten Gesprächen,
spaßigen Bonmots und natürlich auch weiteren „amuses gueules“.
Am Samstag lagen wir länger als gewohnt in den Tüten. Denn das Frühstück
ward zum Brunch und somit ein früher Beginn strengstens untersagt.
Gegen zehn Uhr bogen sich die Tische in der Guten Stube unter den warmen
und kalten Köstlichkeiten: Rührei, Bacon, Bratwürstchen, Frikadellen,
Garnelen, Wurst- und Käseplatten, Antipasti, Brötchen, Brote,
Croissants, Kuchen, Kekse, süße und salzige Brotaufstriche, Obst,
Rohkost, Orangensaft, Sekt … Die Liste ließe sich weidlich verlängern.
Um die Mittagszeit war auch der tapferste aller Gastro-Recken ermattet
und man beschloss, die Lebensmittel einfach nach nebenan in die kühle
„Dritte Welt“ zu schaffen – um immer mal wieder ein kleines Häppchen
einwerfen zu können, sollte das Völlegefühl nachlassen.
Nun bahnte
sich ein Skandal an: Es wurde wahrhaftig und tatsächlich das böse Wort
„Arbeit“ in den Mund genommen!! Getreu der klassischen Konditionierung
nach Pawlow setzte sich unweigerlich ein Gutteil der Hofmannschaft in
Bewegung, um kleinere Aufgaben zu erfüllen. Allerdings zeigte sich der
antrainierte Bewegungsdrang als sehr temporär. Denn zur früh angesetzten
Kaffeezeit fanden sich wieder alle an den Tischen der Guten Stube ein.
Neben allerlei Keksen, Gebäckstücken und Kuchen wurde heiße Schokolade,
Tee und Kaffee kredenzt. Anschließend wartete ein weiterer angenehmer
Programmpunkt: Ein einstündiger Dokumentarfilm über die berühmten Messer
aus Laguiole in Frankreich. In dieser Doku fanden sich allerlei
angenehmen Dinge, die auf dem Handwerkerhof ebenfalls geschätzt werden:
schöne Messer, Handwerkskunst, Ästhetik, Schmieden, feine Weine,
savoir-vivre… Kein Wunder also, dass immer wieder ein gut gefülltes
Gläschen in unserer Runde zum anerkennenden „Prosit“ erhoben wurde.
Nach diesem cineastischen Hochgenuss wurde die verbleibende Zeit bis zum
Galadinner unterschiedlich genutzt. Die Einen zogen sich zur
„Bauleitersitzung“ (Fachterminus für „Mittagsschlaf“) zurück, die
Anderen bereiteten das Abendessen vor, weitere erledigten trotz
strengster Verbote kleinere Erhaltungsarbeiten. Aber auch diese harte
Zeit bar jeglicher Genüsse ging vorüber und das Abendessen mit
Entenbrust, Rotkraut und Spätzle, korrespondierenden Weinen und
lecker-leichtem Dessert wartete auf die Hofgemeinschaft.
Nach dem
köstlichen Schmause war der Abwasch schnell erledigt, die Füße fanden
nun automatisch wieder den Weg in den ersten Stock und es schloss sich
eine ausgelassene, fröhliche und ausdauernde Singerunde an (das ein
oder andere musiktheoretische Experiment mit höchst interessanten
Ergebnissen sei hier nur am Rande erwähnt). Ob der dabei genossenen
Getränke darf der geneigte Leser die eigene Fantasie bemühen!
Auch am Sonntag machte das Frühstück seinem Namen keine Ehre und erwies sich als kleines Pendant zum Samstag. Wir blieben im Anschluss gemütlich sitzen und führten noch angeregte Unterhaltungen. Bis dann eben doch der unvermeidliche Aufbruch kam und uns der Alltag mit Aufräumen und Putzen wieder hatte.
Wem dies alles nun viel zu anstrengend
erscheint, der sei auf den 22. bis 24. Februar 2019 verwiesen. Dort
wartet dann wieder die normale Arbeit der Bauhütte. Um den Übergang
nicht zu abrupt zu gestalten, wollen wir uns allerdings auch als
Bierbrauer versuchen. Sei einfach dabei!
Rhesus