Die Idee zur Gründung eines Handwerkerhofes entstand im Jahr 1981 im Zusammenhang mit dem überbündischen Lager “Bünde in Gemeinschaft” im Hunsrück. Über 1000 Teilnehmer trafen sich im Hahnenbachtal und bauten auf einem Lagerplatz eine mittelalterliche Stadt mit den unterschiedlichsten Werkgilden auf und spielten das mittelalterliche Leben in der Stadt nach. Das gemeinsame Werken im überbündischen Umfeld war ausschlaggebend für den Gedanken, diese Erfahrung und dieses Erlebnis auch nach dem Lager weiterführen zu können. Mehrere Ältere aus dem Vorbereitungskreis des Lagers fanden sich in der Folge zusammen und es entwickelte sich die Idee für den Handwerkerhof.
Parallel zu der einsetzenden Suche nach einem passenden baulichen Objekt wurden bereits erste Mitglieder für den Förderkreis des Handwerkerhofes gewonnen. Im September 1982 schließlich fand die erste Besichtigung des heutigen Hofes auf dem Weiler Selbacherhof im östlichen Odenwald statt. Das damals ca. 280 Jahre alte bäuerliche Anwesen stand seit etwa zehn Jahren leer, nur der Schweinestall in der Scheune war noch von grunzenden und quiekenden Bewohnern bevölkert. Nachdem der Hof mit seinem Wohnhaus, der Scheune und der großen Wiese schnell für Begeisterung sorgte, die Bausubstanz geprüft war und die Finanzierung stand, kam es bald zu einem Kaufvertrag mit dem vorherigen Besitzer und Nachbarn Theo Spranz. Als rechtmäßiger Träger für das Projekt wurde ein gemeinnütziger Verein gegründet, der heute als Der Handwerkerhof e.V. firmiert.
Bereits ein Jahr später werkten die ersten Gruppen in improvisierten Gilden auf dem Hof. Durch eine Zuwendung der Jugendstiftung Baden-Württemberg konnte in der Anfangszeit der Grundstock für eine professionelle Einrichtung einiger Werkräume angeschafft werden. Seitdem wird der Hof ausschließlich in ehrenamtlicher Arbeit durch bündische Gruppen und viele Ältere saniert, renoviert und ausgebaut.
Bild: Rolf Boehm (Robbo), Berlin